Karl Fürer blickt auf seine Zeit bei Tilsiter zurück
Nachfolgend schaut Karl Fürer, Präsident Tilsiter Marktordnung (1996–1998), Präsident SO Tilsiter Switzerland GmbH (1999–2007), zurück auf seine Geschichte mit Tilsiter und die Veränderungen, die besonders in den 1990er-Jahren markant waren für die Marke Tilsiter. Es ging dabei auch um die Frage: Was ist wichtiger? Der Preis oder die Menge des produzierten Käses? Interessant ist auch seine Anekdote, als «Russen» versuchten, mit einer Art eigenem Tilsiter den Schweizer Markt aufzumischen – und dabei kläglich scheiterten.
Mein Bezug zum Schweizer Tilsiter ist vielfältig, und der Tilsiter begleitete mich fast das ganze Leben. Zuerst als Kind in der elterlichen Käserei. In den 1950er-Jahren hatte mein Vater zwei Käsesorten im Verkauf. Neben dem selbst hergestellten Emmentaler den feinen Tilsiter der Nachbarskäserei. Heute ist das kaum mehr vorstellbar. Dann als Lehrling im 1. Lehrjahr bei der Familie Egger in Moos-Istighofen: Unter fachkundiger Unterstützung des Lehrmeisters lernte ich den Tilsiter selber herzustellen. Mit besonderem Stolz produzierte ich mit einer Aushilfe auch während der militärischen WK-Abwesenheit meines Lehrmeisters guten Tilsiter.
In den 1970er-Jahren arbeitete ich während vier Jahren als Sachbearbeiter für Weich- und Halbhartkäse in der Werbeabteilung beim ZVSM in Bern. Mit Degustationen und Schaukäsereien wurden die Konsumenten in Käsegeschäften und Einkaufszentren vom guten Geschmack des roten und des grünen Schweizer Tilsiters überzeugt.
Viele Veränderungen in den 1990er-Jahren
Während den 12 Jahren als Präsident der Sortenorganisation, von 1996 bis 2008, war ich mit Engagement und Herzblut an den Tilsiter-Aktivitäten mitbeteiligt. Rückblickend war es eine interessante und abwechslungsreiche Zeit mit vielen Veränderungen. Aufgrund der Marktliberalisierung wurde die Tilsiter Marktordnung (TMO) im Jahr 1998 aufgehoben und die neue Sortenorganisation Tilsiter Switzerland GmbH gegründet. Mit Bruno Buntschu, dem damaligen Geschäftsführer, und allen Beteiligten der alten Marktordnung wurde die Gründung und Organisation der neuen Dachorganisation für Tilsiter Switzerland erarbeitet. Insbesondere ist es gelungen, alle Beteiligten, also Milchproduzenten, Käseproduzenten und Handelsfirmen finanziell zu gleichen Teilen an der Sortenorganisation zu beteiligen und alle davon zu überzeugen, in den zuständigen Gremien aktiv mitzugestalten.
«Jetzt im Ruhestand fühle ich mich beim Kauf und Genuss eines milden grünen oder eines reifen roten Tilsiters manchmal noch mittendrin im aktuellen Geschehen.»
Ich erinnere mich auch an eine Diskussion über Preise und Mengen mit einem damaligen Direktor von Coop. Seine Aussage war klar: Wenn die Milch- und Landwirtschaft die Mengen einigermassen im Griff hat, dann kann sie auch bei den Preisen den Ton angeben. Die offizielle Politik der Verantwortlichen der Milchwirtschaft war damals jedoch meistens so, dass die Menge vor dem Preis komme. Allmählich zeichnete sich dann ein Umdenken ab und die zu produzierende Käsemenge wurde dem Absatz angepasst.
Grosser Medienrummel wegen «Russen»
Auch war der Medienrummel enorm, als 2007, mit der Marktöffnung für Käse, ein «russischer Tilsitskij» seinen Markteintritt in der Schweiz ankündigte und diesen schliesslich wegen ungeahnter Schwierigkeiten wieder abbrach. Natürlich war das ein «Fake» und als reiner Marketing-Gag gedacht. Trotzdem haben die Medien den Konflikt aufgegriffen und daraus einen eigentlichen «Käsekrieg» inszeniert, in dem sich die Sortenorganisation Tilsiter Switzerland wegen Markenmissbrauch erfolgreich zur Wehr setzte. Die grosse Medienpräsenz, die der Schweizer Tilsiter in seiner damals 114-jährigen Schweizer Geschichte dadurch erreichte, war einmalig. Das Echo der Konsumenten war gewaltig, ihre Sympathien geschlossen auf der Seite unseres einheimischen Tilsiters.
Jetzt im Ruhestand fühle ich mich beim Kauf und Genuss eines milden grünen oder eines reifen roten Tilsiters manchmal noch mittendrin im aktuellen Geschehen. Aufmerksam verfolge ich die Aktivitäten und erfreue mich an den Ideen und Auftritten des Schweizer Tilsiters.
«Fake» und Käsekrieg? Was genau es damit auf sich hat, mit welcher Raffinesse das Ganze durchgezogen wurde und warum diejenigen, die hinter diesem «Fake» steckten, etliche schlaflose Nächte hatte, verraten wir in der nächsten Folge unserer Geschichtsserie.
Quelle
Jubiläumsbroschüre