«Unsere Jungkäserin» Kerstin Koch – die einzige Käserin in der Tilsiter-Familie
Kerstin ist zusammen mit ihren zwei Schwestern im thurgauischen Dozwil aufgewachsen. Als klassisches Dorfkind hat sie es geliebt, ausgelassen im Wald und auf der Wiese zu spielen sowie in der elterlichen Käserei und im Pferdestall herumzutoben.
«Sie sei ein Kind mit viel ‹Energie› gewesen», meint Kerstin rückblickend. Dies hat sie dann auch dazu veranlasst, nach der Schule einen handwerklichen Beruf zu erlernen, bei dem sie körperlich gefordert ist und am Ende des Tages ein Ergebnis zu sehen ist. Ihre vierjährige Erstausbildung als Schreinerin absolvierte sie mit viel Freude und Talent bei Krattiger Holzbau AG in Amriswil.
Nach dem Lehrabschluss hat sie sich ganz ihrem Hobby den Pferden gewidmet und ein Jahr lang im Berner Seeland im Reit- und Handelsstall Etter gearbeitet.
Die Liebe zum Käse und die Freude an der Herstellung von Lebensmitteln hat sie dann doch wieder zurück in den Thurgau geführt. Dort schloss sie ihre zweite Ausbildung als Milchtechnologin im elterlichen Betrieb und in der Molkerei Fuchs, Rorschach, 2015 erfolgreich ab. Die höhere Berufsbildung im Bereich Milchwirtschaft (Fachschule 1) absolvierte sie danach in Sursee.
Kerstin arbeitet nun seit einigen Jahren im elterlichen Betrieb mit. Sie vertieft nicht nur ihr Käsehandwerk beim täglichen «Käsen», sondern lernt an der Seite ihres Vaters auch, wie man einen Familienbetrieb unternehmerisch führt. Diesen wird sie in naher Zukunft übernehmen und auf dem Erfolg ihrer Eltern weiter aufbauen. Sie ist sich bewusst, dass mit ihren noch jungen Jahren eine grosse Verantwortung auf sie zukommen wird. Doch mit viel Freude und Engagement wird sie diese Herausforderung annehmen, um die Tradition des Käsens weiterzuführen.
Dass sie sich mit ihrer Berufswahl in klassischen «Männerberufen» bewegt, ist für Kerstin nie ein Problem gewesen. Für sie ist es ganz normal und selten erlebt sie, dass es «Geschlechter-Diskussionen» gibt. Im Gegenteil, sie empfindet es eher als Vorteil und wenn es doch mal einen «dummen Spruch» gibt, hat sie mit Sicherheit eine schlagfertige Antwort auf Lager.
Käse, ihre Leidenschaft – Pferde, ihre grosse Liebe
Ich darf Kerstin einen Morgen lang bei ihrer Arbeit begleiten. Um 6.00 Uhr geht es los; als Erstes wird der Käse vom Vortag aus der Presswanne genommen und ins Salzbad gebracht. Bei der anschliessenden allmorgendlichen Milchtour holen wir die frisch gemolkene Milch bei den nahegelegenen Bauernhöfen ab, um diese dann im Käsekessi weiterzuverarbeiten. Um 8.00 Uhr gibt es ein feines Familienfrühstück mit Vater Paul und Mutter Elsbeth Koch, die sichtlich stolz sind, dass Kerstin die Käserei weiterführen wird. Der Vormittag gestaltet sich dann mit dem eigentlichen Käseherstellungsprozess.
Am Nachmittag ist dann die Zeit gekommen, um in den Pferdestall zu wechseln. Kerstin teilt mit ihrer Familie die Liebe zu Pferden. Die Kochs besitzen Schweizer Warmblütler, welche sie selber züchten, ausbilden und an potenzielle Springreiter weiterverkaufen. Kerstin ist Mitglied der Schweizer Jungzüchtervereinigung und engagiert sich mit anderen jungen Züchtern für die Aus- und Weiterbildung rund um die Pferde. Als begeisterte Springreiterin trifft man sie auch ab und zu an einem regionalen Springturnier, bei dem sie und ihr Pferd Caudillo die «hohen» Hürden des Reitsports überspringen.
Zum Abschluss habe ich Kerstin noch einige Fragen gestellt
Stelle dich bitte mit drei Worten vor.
Ich bin ein offener, kommunikativer und kontaktfreudiger Mensch.
Warum hast du den Beruf der Käserin gelernt, was war deine Motivation?
Nach meiner Erstausbildung zur Schreinerin habe ich gemerkt, dass ich mir den Alltag in einem handwerklichen Beruf für meine Zukunft vorstellen kann. Im Betrieb meines Vaters habe ich schon immer gerne mitgeholfen. Aus einem Rohstoff wie Milch ein so vielfältiges Lebensmittel wie Käse herzustellen, hat mich interessiert und begeistert.
Was motiviert dich, den elterlichen Betrieb zu übernehmen?
Meine Eltern zu entlasten und ihr Lebenswerk erfolgreich in der nächsten Generation weiterzuführen.
Welche Tilsiter-Sorten produziert ihr in eurer Käserei?
Den roten Rohmilchtilsiter in verschiedenen Reifestufen.
Beschreibe den Tilsiter in drei Worten.
Ein einzigartiges Naturprodukt mit viel Geschmack, das traditionell in Familienkäsereien hergestellt wird und aus dem kein Geheimnis gemacht wird ?, ein «Volkskäse» schlechthin.
Was für eine Vision hast du für Tilsiter und für Schweizer Käse allgemein?
Ich wünsche mir, dass die Konsumenten den Tilsiter wieder neu als ihren Alltagskäse mit dem einzigartigen Geschmack und dem speckigen Teig entdecken und auch den hohen Qualitätsstandard und den grossen Arbeitsaufwand hinter dem Schweizer Käse wertschätzen.
Für was steht eure Käserei?
Die Familienkäserei Koch steht für konstant hohe Qualität. Wir sind kundennah und stehen für die Region Thurgau–Bodensee.
Was macht dir am meisten Spass an deiner Arbeit?
Die Käseherstellung selbst und der Verkauf im Käseladen, da mir der persönliche Kontakt mit den Konsumenten und Kunden gefällt.
Mit wem würdest du gerne ein «Käseplättli» teilen?
Mit Bundesrat Alain Berset, weil er ein sympathischer, volksnaher Politiker ist.